Ein Besuch bei Ben Nevis

Die Ben Nevis Distille findet man in Fort William. Der Ort liegt an Ben (Berg) und Glen (Tal) Nevis. Mit 1345m der höchste Berg Schottlands, bzw. sogar Großbritanniens – und so findet man in dieser regen kleinen Stadt viele aktive Touristen: Wanderer, Bergsteiger, Mountainbiker …

Wir gehen es gemütlicher an und nach einem Ausflug mit kleiner Wanderung im Glencoe wollen wir noch die Distille besuchen und kommen gegen 16 Uhr dort an.

Ben Nevis Distillery

Ob es möglich ist, noch an einer geführten Tour teilzunehmen? Ja, die letzte startet gerade. Wir bezahlen und eine versteckte Tür in einer fassartig gestalteten Wand öffnet sich. Darin wird der bereits versammelten Gruppe ein Film gezeigt, der auch im Web zu finden ist:

Sympathisch, wenn auch nicht mehr ganz aktuell. Doch der Film bietet eine gute Möglichkeit, sich ein wenig an den schottischen Akzent zu gewöhnen. Denn als es auf die eigentliche Tour geht, stellen wir fest, auch unser Guide spricht so! In Kombination mit dem Lärm der Anlagen und einer akuten Heiserkeit, ist er nicht immer leicht zu verstehen.

In Chronologie der Produktion sehen wir zunächst die Mühle. Ben Nevis kauft, wie fast alle Distillen inzwischen, die Gerste fertig gemalzt ein. Hier bekommen wir erklärt, wie aus der Gerste Malz wird, wie es hier gemahlen und schließlich mit dem heißen Wasser versetzt wird, um Zucker und Stärke daraus zu lösen. Diese süße Flüssigkeit wird abgekühlt und nach oben in die Wash Backs gepumpt.

Und so gehen auch wir über Stahltreppen nach oben. Der Lack hat Macken, die eine oder andere Schraube ist rostig; überall sieht man – hier wird produziert, hier wird gearbeitet. Nichts scheint inszeniert.

Ben Nevis Washbacks Ben Nevis Washbacks

Und dann sind wir im Bereich mit den Wash Backs. Hier sehe ich zum ersten Mal Behälter aus Stahl – vier Stück. Zwei weitere sind traditionell aus Holz. Zu meinem Erstaunen erfahre ich, dass die hölzernen Wash Backs die neueren sind. Beim Kunden wäre Tradition gefragt, deshalb hätte man sich entschieden, die hölzernen Tanks zu installieren. Tatsächlich würde das für den Geschmack des Whiskys absolut keinen Unterschied machen, versichert man mir. Ich will das glauben – aber „schöner“ sind die traditionellen Bottiche, die zwei Stockwerke in der Höhe messen, schon.
Wir können hineinschauen und der ganze Raum riecht nach der vergorenen Maische und der Hefe, die hier zugesetzt wird um die Gärung zu starten. Zwei Tage dauert es, dann wird das „Bier“ abgezogen und den Stills zugeführt, die wir als nächstes zu sehen bekommen.

Ben Nevis Stills Ben Nevis Stills

Nach dem ersten Brenngang hat die Flüssigkeit ca. 20 % Alkohol und im zweiten Durchgang schließlich erreicht der Spirit ca. 70%, Vor- und Nachlauf (Head und Tail) gelangen nicht in den Whisky – nur das Heart wird zum Abfüllen weitergeleitet. Von hier aus ist auch der kupferfarbene, verglaste Safe zu sehen, der verplombt ist, wodurch sichergestellt ist, dass die Menge der Produktion protokolliert wird und dem Fiskus auch nichts entgeht.

Ins Warehouse kommen wir leider nicht. Aber ein Außenlager mit unterschiedlichen Fässern wird uns gezeigt, und bei der Gelegenheit erfahren wir auch viel über den Ursprung der Fässer und wie diese im Prozess der Alterung (Maturation) dem Whisky Geschmack, Farbe und Charakter verleihen.

Ben Nevis Casks

Dann geht es ins Besucherzentrum zurück. Hier gibt es einige Exponate, wie einen ausgemusterten Safe und das Modell einer der Stills zu sehen.

Ben Nevis Still Modell

Und vor allem geht es nun endlich ans Probieren!
Einen Single Malt gibt es – und dazu berichtet unser Führer noch über die anderen Produkte aus dem Haus. Der Mc Donald erregt dabei mein Interesse. Ich muss noch fahren und will keinen weiteren Whisky mehr trinken – ob ich mal schnuppern darf? Ich darf und die leicht rauchige Note gibt den Ausschlag und ich greife zu – nach Abzug des Vouchers, den man bei Beginn der Führung erhält – zu einem angemessenen Preis. Dieser Whisky hat 46 Prozent Alkohol und schmeckt mir mit einem Tropfen Wasser am besten. Passend zur ungeschminkten Führungen hat auch dieser Whisky seine Ecken und Kanten – trotz leichter Noten aus dem Sherryfass. Eine schöne Erinnerung an die informative und bodenständige Tour.

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