Die Idee, das Thema und der Plan
Wer schon einige Jahre dem Lebenswasser treu ist und das vielfältige Hobby aus Genuss, Kultur, Tradition und Geschichte einiger Maßen intensiv betreibt, der kennt den Drang neue Ufer in der Welt des Whiskys und Whiskeys ansteuern zu wollen. Ohnehin ist die Vielfalt der Whiskys und der Menschen, die ihn gerne genießen, das, was den Whiskyliebhaber immer wieder aufs neue begeistert. Auf der Suche nach weiteren Herausforderungen wollten wir Whiskygraphen einerseits unser erstes, größeres selbst gestaltetes Tasting auf die Beine stellen, andererseits der Geschmacksvielfalt genüge tun und uns auch in Bezug auf sie zu unbekannten Ufern aufmachen. Vielleicht ergäbe sich so auch eine günstige Gelegenheit mit anderen Whiskyfreunden aus unserer Region, die ebenfalls gerne im Netz aktiv sind, in persönlichen Kontakt zu kommen. Es ist doch immer eine Freude Menschen zu begegnen, welche die eigenen Leidenschaften teilen (zumindestens insofern es sich nicht unbedingt um die Leidenschaft für die selbe Frau handelt).
Der Plan war geschmiedet und wie ihn nun effizient umsetzen? Das Thema ergab sich fast wie von selber, stark vorangetrieben vom Whiskygraphen Hagen. Warum sich nicht einmal fundiert mit irischen Whiskeys auseinandersetzen? Immer neue Destillen eröffnen in Irland, nehmen die Produktion auf, helfen den immer steigenden weltweiten Durst nach dem Lebenswasser zu stillen und tragen so dazu bei, dass knapp 100 Jahre nach der dunklen Zeit der irischen Whiskeyproduktion, die damals vor allem bedingt durch Einfuhrzölle in das englische Königreich in Reaktion auf die irische Unabhängigkeit und die Prohibition in den USA stattgefunden hat, die Herstellung des irisch-gälischen Aqua vitae wieder floriert. Hagen hatte bereits Fahrt aufgenommen und wer ihn kennt, der weiß, dass eine Frau beim Einkauf von Schuhen wesentlich überlegter vorgeht, als er bei der Bestellung von Whisky. Als dann bei Whic.de auch noch das freie, sehr empfehlenswerte E-Book zum Thema irischer Whiskeys herauskam, war die Sache endgültig klar.
Freimaurerei und Whisky
Wir begannen die konkretere Planung und überlegten zunächst mit wie vielen Teilnehmern wir vermutlich rechnen könnten. Optimistisch gingen wir von rund 15 aus. Es galt entsprechende Räumlichkeiten zu finden. Da ich nicht nur Whisky als Hobby habe, sondern auch intensiv und begeistert der Freimaurerei zugewandt bin, bot sich eine Anfrage mit der Bitte um Nutzung der Räumlichkeiten im Haus bei meiner Loge Friedrich zur Vaterlandsliebe in Koblenz an. Wir Whiskygraphen betonen immer wieder, das Whisky verbindet und, dass das Lebenswasser seinen Reiz nicht nur durch seinen Anblick, sein Aroma, den Geschmack und den Abgang erhält, sondern auch dadurch, dass es unterschiedliche Menschen zusammenbringt.
Insofern ist der Whisky der Freimaurerei nicht ganz unähnlich. In den Alten Pflichten von James Anderson aus dem Jahre 1723, die für die Maurerei in gewisser Hinsicht konstitutiv waren und sind, heißt es dazu: „So wird die Freimaurerei zu einer Stätte der Einigung und zu einem Mittel, wahre Freundschaft unter Menschen zu stiften, die einander sonst ständig fremd geblieben wären.“ „Irgendwie passt das doch zusammen“, hatte ich mir gedacht und so die besagte Anfrage gestellt. Als ich dann in einer eher oberflächlichen Recherche die Verbindungen von Whisky und Freimaurerei ausmachen wollte, kam ich sehr rasch zu einer Reihe von Zusammenhängen. Besonders stark sind diese in Schottland und Irland ausgeprägt, aber auch in Deutschland wird zum Beispiel zu Ehren des schottischen Volksdichters Robert Burns, der Freimaurer war, in einigen Logen ein Burns Supper, dessen wesentlicher Bestandteil bekanntlich Whisky ist, gegeben. In Schottland haben einige Logen, die nicht selten auch in Pubs beheimatet sind, sogar ihren eigenen Whisky. Ein Bruder war so freundlich mir ein Sample eines solchen Whiskys mitzubringen, das Highlight in meiner Sammlung.
Weitere Planung und Organisation, weitere Ziele
Wir entschieden uns also für einen Termin im November 2017 und die Organisation und Umsetzung des Tastings, an dem letztlich knapp 25 Teilnehmer partizipierten, wurden ein voller Erfolg. Ein weiteres Ziel, das wir mit dem Tasting verfolgen wollten, war Irland hinsichtlich der geschmacklichen Bandbreite, die es zu bieten hat, möglichst weitreichend kennenzulernen und vorzustellen. Insofern grundsätzlich: je mehr verschiedene Tropfen, um so besser. Uns Whiskygraphen hatte unter anderem der Single Malt von Teeling oder auch der Single Pot Still von Redbreast im Vorfeld auf die beachtlichen irischen Geschmackswelten aufmerksam gemacht. Weitere erste oberflächliche Betrachtungen zeigten dann auch sehr rasch, dass es nicht wenige Abfüllungen in Fassstärke und Einzelfassabfüllungen von der grünen Insel geben würde, die auch eine gewisse Qualität zu bieten hätten. Da mussten wir uns einfach selber überzeugen.
Einige planerische Überlegungen kreisten natürlich auch um die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens. Unser Anliegen war nicht Geld zu verdienen, sondern lediglich kostendeckend durch den Abend zu kommen. Dazu brauchten wir, wenn es auch viele verschiedene Whiskeys, Wasser, Bier und einige Happen zum Essen werden sollten, eine gewisse Menge an Teilnehmern. Um auf eine Gruppe von mindestens 15 kommen zu können, mussten wir da Menschen mit vollkommen unterschiedlichem Kenntnisstand zum Thema Whisky und Whiskey zusammenbringen. Letztlich vereinigten sich im November dann Teilnehmer, die wesentlich mehr Ahnung und Erfahrung in der Whiskywelt haben als ich und solche, die wahrhaftig ihre ersten Schritte bei uns gemacht haben. Auch diese Spannbreite galt es bei der Auswahl der Whiskeys zu bedenken.
Informationen, die Line-Ups und der Opener (Bushmills Irish Honey)
Um der Heterogenität der Whiskykenntnisse und -erfahrungen in der Gruppe Rechnung zu tragen und um möglichst viele Iren probieren zu können, entschieden wir uns für einen ungewöhnlichen Schritt. Wir wollten 2 Line-Ups nebeneinander laufen lassen. „Wollen“ ist vielleicht auch etwas übertrieben gesagt, irgend etwas mussten wir ja mit den von Hagen im Kaufrausch erstandenen Produkten machen. Und warum eigentlich nicht? Wir hätten dann insgesamt 12 Whiskeys kurz zu präsentieren, das wäre etwas mehr Arbeit, aber wir sind ja auch 5 und daher Schultern genug, auf die sich diese verteilen würde.
Und wenn man schon übertreibt, dann aber auch richtig. So war es mir wichtig möglichst locker in den Abend zu starten. Da bietet sich immer etwas unkompliziertes an. Wir entschieden uns als Opener außerhalb der Line-Ups für einen Bushmills Irish Honey, einen Whiskeylikör mit 35 %. Während der Verkostung konnten wir einiges Allgemeines zum Lebenswasser loswerden und Hagen, der sich maßgeblich um die Auswahl der Whiskys bemüht hatte, formulierte sein Anliegen, dass er vor allem Destillate entdecken wollte, die nicht aus den 3 großen irischen Brennereien stammen, also Bushmills, Cooley (John Locke) oder Midleton. Der Auftakt gelang, der Bushmills Irish Honey war süß, unkompliziert, malzig, fruchtig und brachte natürlich den Honig deutlich zum Vorschein, bevor er mit einem kurzen Abgang verschwand. So konnten wir bereits mit dem Vorspiel an eine alte Tradition anknüpfen, nämlich den Genuss des Lebenswassers mit Honig und Kräutern.
Im Vorhinein hatten wir uns viel Gedanken dazu gemacht, wie wir welche Menge an Informationen über die verschiedenen Abfüllungen, Marken und Destillen im Einzelnen und Whisky allgemein präsentieren wollten. Da die Gemeinschaftlichkeit im Vordergrund stehen sollte, das heitere Beisammensein vollkommen unterschiedlicher Menschen, die sich noch nie begegnet waren, hatten wir uns dazu entschieden pro Whisky nicht mehr als 5 bis 10 Minuten zu reden. Auch dies erwies sich als goldrichtig. Jeder, auch die absoluten Profis, konnten etwas mitnehmen und keiner wurde von zu viel nutzlosem Wissen gelangweilt. Ideal.
The Temple Bar 10 versus Hyde 10 No. 2 Dark Rum
Wir hatten also beim Bushmills erläutert, dass wir jeweils 2 Whiskeys präsentieren würden und nach der Vorstellung könne man sich für einen der beiden entscheiden. Viele Teilnehmer ergriffen natürlich die Gelegenheit und probierten dann doch jeweils beide. Es ging los mit dem The Temple Bar 10 und dem ebenfalls 10-jährigen Hyde No. 2 mit Finish in Dark-Rum-Fässern. Der The Temple Bar 10 stammt aus dem gleichnamigen Pub im Kulturviertel Temple Bar in Dublin. Ursprünglich als Wein- und Spirituosenhandel 1840 gegründet, hat sich Tom Cleary auf eine alte Tradition besonnen und einige Fässer im Keller des Pubs eingelagert, so dass hier wieder eigener Whiskey ausgeschenkt werden kann. Der 40 prozentige Malt ist ebenfalls unkompliziert, fruchtig und süß. Er eignet sich perfekt zum Parallelgenuss mit irischem Bier, für das wir beim Tasting in Form von Guinness und Kilkenny auch gesorgt hatten.
Der Hyde 10 No. 2 war für mich sehr überzeugend. Er kombiniert die geschmacklichen Welten des Whiskeys und des Rums vorzüglich in seinen 46%. Benannt ist die Marke Hyde nach dem ersten Präsidenten Irlands, der überdies als Dichter tätig war und einzigartiges für die Kulturgeschichte des Landes leistete (Douglas Hyde). Sie stammt aus dem Hause des unabhängigen Abfüllers Hibernia Distillers, deren Inhaber ebenfalls auf den Nachnamen Hyde hören. Der Brand kommt dabei aus der Cooley-Destillerie. Die Hibernia Distillers haben den Leitspruch „It’s all about the wood“, womit sie zum Ausdruck bringen, dass die Qualität der Fässer für das Resultat der Whiskeyproduktion entscheidend ist. Hier wurde der Whiskey aus First Fill Bourbon Fässern in Dark Rum Fässern nachgereift und gemessen am Geschmack des Malts muss es sich um gute Fässer gehandelt haben. Empfohlen worden war mir der Whiskey von dem Local Dealer meines Vertrauens Klaus Postert, dessen Laden Postert-Whisky in Köln stets einen edlen Tropfen bereithält – leider manchmal auch 2, wie zum Beispiel bei unserem Tasting dort zum Thema Fassstärken und Einzelfassabfüllungen im März 2018 oder auch bei meinem üblichen Besuch dort zwischen den Jahren.
Jameson 18 Limited Reserve versus Redbreast Lustau Edition
Weiter ging es mit dem Jameson 18 Limited Reserve und dem Redbreast Lustau Edition. Der Jameson genießt in der Welt des Whiskys als Blend und aufgrund der Massenherstellung nicht den besten Ruf. Allerdings bildet dieser 18-jährige aus der Midleton-Destille stammende Blend hier eine Ausnahme. Er hat ganz gute Bewertungen auch bei profunden Kennern und das, obwohl er kühlfiltriert und gefärbt ist und nur 40 % hat – im Normalfall Eigenschaften, die das Herz des Whiskyliebhabers nicht unbedingt höher schlagen lassen. Ich kann mich den Einordnungen der profunden Kenner an dieser Stelle nur anschließen, ein toller, komplexer Whiskey, der für mich das Highlight des Tastings war. Eine Flasche des Whiskeys, der in Fässern aus amerikanischer und europäischer Eiche herangereift ist und in First Fill Bourbon Fässern gefinisht wurde, hat den Weg in meine Sammlung gefunden.
Der Redbreast Lustau Edition ist ein Single Pot Still, wird aus gemälzter und ungemälzter Gerste hergestellt, wurde in ehemaligen Bourbon- und Oloroso-Sherry-Fässern gelagert und war ursprünglich nicht für den Deutschen Markt gedacht. Der Whiskey, der insgesamt zwischen 9 und 12 Jahre reifen gelassen wird, erfährt ein 1-jähriges Finish in Fässern der spanischen Bodega Lustau und wird mit 46% abgefüllt. Auf jeden Fall ein sehr gut gemachter Whiskey, der sich vor allem auch bei dem Whiskygraphen Patrick großer Beliebtheit erfreut. Meinen Geschmack trifft er nicht ganz, was aber auch noch kein Single Pot Still bisher geschafft hat.
Powers John’s Lane Release 12 versus Black Corbie Boyne
Auch in der nächsten Runde war ein Single Pot Still dabei, der Powers John’s Lane Release 12. Ihm stand eine Einzelfassabfüllung gegenüber, der Black Corbie Boyne. Der Powers John’s Lane stammt wie der Jameson und der Redbreast ebenfalls aus der Midleton Destille und hat den Markennamen von der Straße, in welcher die frühere Powers Destille angesiedelt war. Der Pure Pot Still wurde in Bourbon- und First Fill Oloroso-Fässern gelagert, mit 46% abgefüllt und gilt zurecht als typischer Vertreter seiner Gattung. Und damit war er eben nichts für mich, auch wenn die Whiskygraphen Hagen und Patrick mir da doch klar widersprechen. De gustibus non est disputandum – über Geschmack lässt sich nicht streiten. Nicht nur in der Welt des Whiskys wird dies mitunter verkannt. Geschmack ist und bleibt Geschmackssache.
Der Black Corbie Boyne hingegen konnte begeistern. Die Einzelfassabfüllung, von der insgesamt 221 Flaschen verfügbar gewesen sind und die vom 18.09.01 bis zum 09.02.15 in Cask-Nummer 15283, einem Refill-Sherry-Fass, hatte reifen dürfen und im Adelphi-Warehouse abgefüllt worden ist, kommt letztlich mit 57,1 % daher. Das kräftig süße, von Vanille geprägte volle Aroma und der wunderbare Geschmack sind mir nachhaltig in Erinnerung geblieben.
Pause, Essen und Führung durch die Loge
Nach diesen Whiskeys folgte erst einmal eine Pause, in der wir das von unserem Bruder 1. Schaffner und Ökonom wie immer raffiniert, appetitlich und ansprechend zubereitete kalte Buffet, das um reizvoll von einer Schwester hergerichtete und gespendete kleine Häppchen ergänzt worden war, in Angriff nehmen konnten. Auch dieser Genuss reihte sich passend in die Abfolge des Abends ein. Da einige Gäste auch an der Freimaurerei näher interessiert zu sein schienen, erklärte sich ein anwesender Altstuhlmeister unserer Loge bereit spontan eine Führung durch das Haus zu machen. Auch jene wurde sehr positiv aufgenommen und spätestens jetzt wurde jedem anwesenden klar, dass es sich bei einer Freimaurerloge zwar um eine verschwiegene Gesellschaft handelt, nicht aber um eine Geheimgesellschaft, die irgendwelchen dunklen Machenschaften nachgeht. Das Gegenteil ist der Fall, Freimaurer mögen das Licht.
Knapp, präzise und informativ erläuterte der Altstuhlmeister auf dem Weg durch unser Haus die Funktion der einzelnen Räume, einige Photographien und Abbildungen an den Wänden, die beispielsweise Teile der 200-jährigen Logengeschichte in Koblenz illustrieren, sowie eine kleine Auswahl zentraler Symbole und Gedanken der Freimaurerei, wie sie von der Großloge der alten freien und angenommenen Maurer von Deutschland gepflegt wird. Verschlossen blieb nur der Tempel, der Raum, in dem sich wir Freimaurer zur sogenannten Tempelarbeit vereinigen, zusammenkommen, um dem Herzstück der Freimaurerei Leben einzuhauchen und uns wiederum durch sie Kraft, Energie und Vitalität schenken zu lassen. Tempelarbeit ist sozusagen geistiges Lebenswasser.
The Quiet Man „for Germany“ 8 versus Hotel Essener Hof historische Serie No. 7
Nach der Pause ging es mit dem 8-jährigen The Quiet Man for Germany und der No. 7 der historischen Serie des Hotels Essener Hof weiter. Der Quiet Man ist ein Beispiel für ein Phänomen, das derzeit in Irland vielfach zu beobachten ist. Die Destille selber befindet sich noch im nordirischen Derry im Bau, während der Markenname bereits etabliert wird, indem von den großen Destillen Whiskey gekauft wird, hier vermutlich von Bushmills, und unter dem Markennamen abgefüllt wird, nachdem er in eigenen Fässern gelagert hat. Benannt ist der Quiet Man nach John Mulgrew, dem Vater des heutigen Firmenchefs. Er war über 50 Jahre als Barkeeper tätig und hat vermutlich in dieser Zeit sehr viel zu hören bekommen, ihm wurde viel anvertraut, nichts davon hat er je weitererzählt. Ein Whiskey benannt nach einem verschwiegenen Mann in den Räumen einer verschwiegenen Gesellschaft, auch sehr stimmig. Der Single Cask wurde mit 46 % abgefüllt und nach der Lagerung in Bourbon-Fässern in einem Oloroso-Sherry-Butt gefinisht. Insgesamt ergaben sich 950 Flaschen. Schlecht war der Malt keineswegs, aber ich habe durchaus schon bessere Abfüllungen von The Quiet Man verkosten dürfen. Eine davon habe ich auch einmal dem besagten Altstuhlmeister von der Whiskymesse in Limburg dafür mitgebracht, dass er einen Vortragstermin mit mir getauscht hat, so dass mir die Teilnahme an der Messe überhaupt möglich wurde.
Das Hotel Essener Hof, welches das älteste sich noch in Betrieb befindliche Hotel Essens ist, füllt unter der Regie der Eigentümer, der Familie Bosse, hochwertige Einzelfässer ab. Sie stammen aus dem Hause Teeling und damit von Cooley oder teilweise auch Bushmills. Die No. 7 ist ein Whiskey, der in einem Ex-Carcavelos-Cask gelagert worden ist und damit eine echte Rarität darstellt. Bei Carcavelos handelt es sich um einen portugiesischen Likörwein, der nach der kleinen Gemeinde westlich von Lissabon benannt ist. Der fortifizierte Wein, ähnlich dem Madeira oder Portwein, hat diesem Whiskey eine wunderbare Fruchtsüße verliehen, an die ich gerne zurückdenke.
Teeling Single Port Cask Whisky.de 2002 – 2017 versus Black Rock Batch 3
In der nächsten Runde gab es den Teeling Single Port Cask, der von 2002 bis 2017 reifen durfte und speziell für Whisky.de abgefüllt worden ist, sowie den Black Rock Batch 3. Der Teeling kam als Single Cask mit 54,2 % in die Flaschen, nachdem er 14 Jahre lang ausschließlich in einem Portweinfass hatte lagern dürfen und wurde vom Whiskygraphen Christian vorgestellt. In der langen, traditionsreichen Geschichte des irischen Whiskeys ist Teeling ein wesentlicher, immer wiederkehrender Name, der schon sehr früh auftaucht. 1782 hatte Walter Teeling eine Destille in Dublin eröffnet, die auch bis zur Prohibition in den USA durchhalten konnte. Seinem Nachfahren John Teeling gebührt die Ehre nach über 100 Jahren die erste Destille in Irland eröffnet zu haben – 1987 die Cooley Destillerie (eine ehemals staatliche Kartoffelschnappsbrennerei). Nach dem Verkauf dieser an Jim Beam, heute Beam Santory, inklusive der Marken Kilbeggan, Tyrconnell und Connemara, steht heute im Fokus der Bemühungen der Familie Teeling die neue gegründete Destille in Dublin wider den Whiskey produzieren zu lassen, der momentan noch aus den Brennblasen der großen irischen Destillerien stammt, überwiegend aus Restbeständen, die beim Verkauf der Cooley-Destillerie mit übernommen worden sind. Die von mir bisher verkosteten Teelings waren hervorragend, allerdings war dieser doch eher Mittelmaß. Und hier schienen wir Whiskygraphen Christian, Stefan, Patrick, Hagen und ich tatsächlich einmal einig zu sein.
Der Black Rock Batch 3, der ebenfalls in Fassstärke daherkommt, dessen einzeln nummerierten Flaschen 55,6 % haben, konnte auf ganzer Linie überzeugen. Der von Irish Whiskeys unabhängig abgefüllte Whiskey lagerte 15 Jahre in einem Bourbonfass. Die durch den Abfüller angepriesene facettenreiche Komplexität und stürmische Tiefe des 3-fach gebrannten Destillats ist auf jeden Fall so zu entdecken. Die Auswahl des Whiskeys für das Tasting geht auf die Empfehlung von Mareike Spitzer von Irish Whiskeys zurück, der wir ohnehin zu Dank ob ihrer Hilfsbereitschaft verpflichtet sind.
Connemara Distillers Edition versus Tipperary Single Cask 2007 Red Wine Finish
Die letzten beiden Whiskeys der Line-Ups waren der einzig rauchige Vertreter am Abend in Form des Connemara Distillers Edition und der Tipperary Single Cask 2007 Red Wine Finish. Der Connemara entstammt dem Hause Cooley und genießt als Vertreter getorfter Whiskys keinen schlechten Ruf. Es handelt sich sicherlich nicht um einen außerordentlich komplexen Whiskey, aber in den süßen und rauchigen Aromen war er klar, deutlich und gut. Mir gefällt so etwas und auch unter Berücksichtigung der Preisleistung ist diese Distillers Edition, die sich dadurch auszeichnet, dass sie nach der Bourbonfasslagerung noch einmal in einem Sherryfass gefinisht worden ist und mit 43 % auf die Flaschen gezogen wird, eine echte Empfehlung.
Der Tipperary hat mich überzeugen, wenn auch nicht begeistern können. Der Single Cask, von dem es letztlich 300 Flaschen in den Handel geschafft haben, kommt mit 60,5 % daher und ist somit das Stärkste des Abends. Auch im irischen Tipperary befindet sich eine Destille im Bau, deren Produktion in diesem Jahr starten soll, Auch hier wird die Marke bereits über den Kauf von Destillaten großer irischer Brennereien, die dann unter dem Markennamen Tipperary vertrieben werden, aufgebaut. Es wird sehr interessant sein zu verfolgen, was sich in den nächsten Jahren rund um Tipperary ergibt. Unter Liebhabern sind die Abfüllungen sehr begehrt.
Fazit des Abends
Insgesamt ist es uns mit diesem Tasting gelungen einen sehr schönen Abend für alle Anwesenden auf die Beine zu stellen. Das erklärte Ziel, auch einige Tropfen ins Glas zu bekommen, die nicht aus den Brennblasen der 3 großen irischen Destillerien stammen, haben wir eindeutig verfehlt, dafür müssen einfach noch einige Jahre ins Land gehen. Sehr wohl konnten wir aber die beträchtliche Bandbreite irischer Whiskeys aufzeigen, auch wenn diese noch nicht an die schottische Varianz heranreichen kann.
Auch persönliche Kontakte zu uns bisher unbekannten Whiskyfreunden aus der Region, die ebenfalls häufiger im Internet aktiv sind, konnten wir nicht aufbauen. Manchmal kommt es einfach anders, als man es sich denkt, Theorie und Praxis sind nicht immer äquivalent. Da wir aber in den Räumen meiner Bruderschaft waren, wo ansonsten freie Männer von gutem Ruf traditionell durch Rituale, Symbole, Bräuche und das menschliche Miteinander eine ethische Praxis einüben, welche Werte wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität erlebbar macht, und, da einige Brüder anwesend waren, die auch darüber Auskunft gegeben haben, wird unsere Loge bald Zuwachs bekommen. Manche Geschichten schreibt eben nur der Whisky.
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