Die erste legale Brennerei auf Islay, die nach der Stadt Bowmore benannt wurde, gehört zu den ältesten Brennereien Schottlands. Hier ist auch das legendäre Scotch Lagerhaus „No1“ zu finden. Gegründet wurde Bowmore 1779 durch David Simson und wechselte wie so viele schottische Brennereien im Laufe der Jahre mehrmals seine Besitzer. Heute gehört Bowmore zur japanischen Suntory-Gruppe.
Den Namen Springtide erhielt dieser Whisky, da Flächen des legendären Lagerhauses „No1“ regelmäßig zur Springtide vom Wasser der Gezeiten überflutet werden, weil sie sich unterhalb des Meeresspiegels befinden. Man spricht davon, dass sich jene Besonderheit positiv auf die Reifung der dort gelagerten Whiskys auswirkt. Laut Hersteller wurde dieser sogar während einer Springtide destilliert. So steht es wenigstens geschrieben :-).
Seine Reifephase verbringt der Single Malt in spanischen First Fill und Second Fill Oloroso Sherry-Fässern, die ihm geschmacklich komplexe, intensive und herrlich ausgewogene Sherry-Noten bescheren. Er kam 2012 für den Travel Retail auf den Markt und besitzt keine Altersangabe. Freuen wir uns also auf Sherry, Rauch und maritime Noten. Auf geht’s!
Destille: Bowmore
Abfüller: Eigentümer
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland/Islay
Alter: keine Altersangabe
Fasstypen: 1st & 2nd Fill Spanish Oloroso Sherry Casks
Flaschenanzahl: 4.000
Alkoholgehalt: 54,9%
Kühlfiltrierung: nein
Färbung: ja
Preis: 167 Euro
Auge / Anblick, Farbe: dunkler Bernstein
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,5
Die erste Nase ist erstaunlich fruchtig und den typischen Bowmore-Rauch nimmt man nur sehr zurückhaltend im Hintergrund wahr. Hier dominiert eindeutig die Feige im Vordergrund, gefolgt von roten Beeren und Rosinen. Kurz erkennbar ist ein dezentes alkoholisches Stechen, welches sich aber sofort verflüchtigt. Tiefer im Glas steigen Sherry, Karamell und Zartbitterschokolade angenehm nach oben. Dort angekommen, macht sich eine leichte salzige maritime Note bemerkbar. Schnuppert man noch eine Weile am Glas, entwickelt sich die Feige im Vordergrund eher hin in Richtung reifer, klebriger Dattel, und ein Hauch bittere Orange lässt sich jetzt zusätzlich erkennen. Es verschmelzen wunderbar rund die vorhandenen Aromen zu einem breiten Potpourri. Der Alkohol ist sehr schön eingebunden. Gefällige und abwechslungsreiche Nase. Wir vergeben 8,5 Punkte.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8,5
Einfach nur lecker! Er kommt kraftvoll würzig nach oben und belegt wohltuend ölig den gesamten Mundraum. Speichelfluss! Ein ausgeprägtes Bouquet von roten Früchten gepaart mit Karamell, Zartbitterschokolade und Kakao lassen sich erkennen. Leichte Pfeffernote ist vorhanden, stört aber nicht den Genuss. Etwas später gesellt sich auch eine feine rauchige Note mit maritimen Einfluss hinzu. Alles dies hat uns die Nase schon verraten können. Lassen wir den Whisky nun ein wenig in seinem Glas ruhen bevor wir uns dem zweiten Schluck zuwenden!
Die ersten Eindrücke bestätigen sich. Unser Konglomerat von roten Früchten, Sherryaromen und Datteln kann sich nun vollends entfalten und wird zunehmend stärker wahrnehmbar. Malzig süße Sherryaromen mit maritimen Einfluss, so kann man es am besten beschreiben, was einem da so um die Zungenspitze wirbelt. Der Karamell und unsere Schokolade bleiben erhalten und werden durch eine zarte Tabak/ Ledernote ergänzt. Sie rücken langsam in den Vordergrund. Schöner Stoff. Leichte Bitterkeit ist vorhanden, fügt sich aber sympathisch ins Gesamtbild ein. Gewinnend an Intensität lässt sich nun würzige Eiche erkennen, die sich zusammen mit den dezenten Raucharomen nach vorne arbeiten und unseren Genuss harmonisch abrunden. Unaufdringlich, vielschichtig und elegant wirkt dieser Whisky auf mich und dafür gibt es satte 8,5 Punkte.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8,5
Der Abgang ist langanhaltend und wärmend. Dunkle Früchte, süßes Karamell und maritime Noten, gepaart mit leichtem Rauch prägen den Abgang dieses Whiskys. Aromen von dunkler Schokolade mit einem Spritzer Mokka drängen nach einer Weile in den Vordergrund. Trockenheit macht sich nun gemeinsam mit der Eichenwürze an unserem Gaumen bemerkbar. Im Hintergrund kann man sich noch lange an der willkommenen, feinen rauchigen Note erfreuen. Sehr schöner und gelungener Abgang – hierfür 8,5 Punkte.
Preisleistung (0 – 10): 6,5
Am Ausgabepreis von 167€ gemessen, ist ein erfreuliches Preis-Leistungs-Verhältnis für diesen Whisky nicht mehr gegeben, da es sich hier um einen Stoff ohne Altersangabe handelt und zusätzlich dieser noch mit Farbstoff versehen worden ist. Die Färbung des Whiskys lässt sich sicherlich durch den Vertrieb über den Travel Retail erklären. Ich bin jedenfalls der Meinung, dass man Whisky bei seiner Natürlichkeit belassen sollte, gerade in solch einem Preissegment.
Dennoch konnte uns hier ganz klar die Leistung überzeugen. Es müssen schon gute Fässer zur Auswahl gekommen sein, die ordentlich Sherry-Aromen an unseren Whisky abgeben konnten. Ob dieser tatsächlich deutlich mehr als 15 Jahre in den Fässern verbringen durfte? Man weiß es eben nicht! Warum die Bowmore Destillerie hier keine Transparenz walten lässt, finde ich schade. Denn im Geschmack und in der Nase konnte der Springtide uns begeistern.
Gesamtbewertung (0 – 10):8,0
Fazit:
Für mich war es eine gelungene Reise auf die Insel Islay. Dieser Bowmore Springtide konnte mich in allen Bereichen überzeugen. Es handelt sich um einen ausgewogenen, vielschichtigen Whisky mit einer sehr schönen maritimen, rauchigen Note. Ganz mein Geschmack. Einziger Wermutstropfen ist der doch hohe Ausgabepreis dieses Stoffes. Wer jedoch in den Genuss investieren will, wird nicht enttäuscht werden. Also entscheidet nun selbst und ab ins Glas!
Auf unseren Genussreisen durften wir schon den ein oder anderen Bowmore verkosten. Besonders ist mir hier der Bowmore Mocha on the Deck von Wemyss in Erinnerung geblieben. Ein sehr leckerer Whisky zu einem wirklich fairen Preis. Seht selbst unter: Bowmore Mocha On The Deck 1998 Wemys
Mehr Infos unter: https://www.bowmore.com/
Macallan Amber - Whiskygraphie
[…] ist immer noch eine Altersangabe gerne gesehen, auch wenn es hier Ausnahmen, wie zum Beispiel den Bowmore Springtide, […]