Mit ein paar Tagen Verspätung widmen wir uns dem Solstitium, was lateinisch für den „Sonnenstillstand“ steht, also der Sonnenwende, die zweimal im Jahreslauf stattfindet und jeweils für den längsten und den kürzesten Tag des Jahres auf jeder Erdhalbkugel sorgt. Die letzten Sommersonnenwende auf unserer nördlichen Hemisphäre fand am 22. Juni 2021 statt. Ein schöner Zeitpunkt also sich einem Whisky mit dem englischen Namen Solstice zu widmen.
Von einer Wende kann man auch bei BenRiach sprechen. Wesentlich einschneidender als der zuletzt vollzogene Wechsel des Flaschendesigns war sicherlich der Verkauf im Jahre 2016 an den US-amerikanischen Konzern Brown-Forman und der damit verbundene Abgang von Whisky-Legende Billy Walker. Dieser steht bis heute wie kein anderer für eine enorme Vielfältigkeit und Experimentierfreude bei der Fassreifung. Ein besonderes Fassmanagement und besondere Finishes gehören zum Kunstwerk von Billy Walker. Sein Werk darf er heutzutage bei GlenAllachie fortsetzen. Hier haben wir aber die Möglichkeit noch eine Kreation aus seiner Zeit bei BenRiach zu verkosten.
BenRiach stellt sowohl rauchigen als auch nicht-rauchigen Whisky her. Hier haben wir es mit einer rauchigen Variante zu tun, die ein Finish in Portweinfässern erhalten hat. An sich schon eine spannende Kombination – mal schauen, ob Billy Walker seinem Ruf gerecht wird.
Whisky: BenRiach 17 Solstice
Distille: BenRiach
Abfüller: BenRiach
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland / Speyside
Alter: 17 Jahre
Fasstypen: Bourbon Barrels & Tawny Port Cask Finish
Alkoholgehalt: 50 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 77 Euro (Ausgabepreis)
Auge / Anblick, Farbe:
Schönes Mahagoni.
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 8,5
Zunächst kommt uns kräftiger Rauch entgegen, zusammen mit Schinken und einer Zitrusnote. Aber auch Rosinen, insbesondere Rumrosinen, und kräftige dunkle Früchte. Datteln, Pflaumen (reif und eingekocht) sowie Orangen. Der Duft weht noch etwas in Richtung einer Tee- und Tabakblattnote. Diese macht eindeutig den würzigen Anteil des Geruchs aus und vermischt sich wunderbar mit den typischen Portwein-Aromen wie den dunklen Früchten, Rosinen, Datteln und Pflaumen – gefällt uns sehr gut und wird von uns mit lockeren 8,5 von 10 Punkten bewertet.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8,5
Ein kräftiger Antritt! Süßer Pflaumenkompott trifft auf eine ordentliche Portion Torfrauch. Dazu ein Holzaroma, das aber weniger an bittere Eiche erinnert, sondern mehr an Zedernholz. Dazu kommen einem die spannendsten und exotischsten Gewürze in den Sinn, die unsere Zungen versuchen zu erraten. Auch wenn keiner von uns je dort war, aber plötzlich stehen wir gedanklich mitten auf einem Gewürzmarkt irgendwo in Marrakesch. Der Geschmack ist intensiv, der Körper gehaltvoll und die Alkoholstärke von 50% absolut angenehm auf der Zunge. Toll und ebenfalls sichere 8,5 Punkte.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8
Den Abgang kann man getrost als lang beschreiben. Mit einer schönen Textur, von beeriger Süße und Rauch getragen klingt der Whisky geschmackvoll nach. Sehr gut!
Preisleistung (0 – 10): 9
Gemessen am Ausgabepreis von knapp 77 Euro muss man her einfach 9 von 10 Punkten geben. Kein Wunder, dass die übrig geblieben Flaschen heutzutage noch wertvoll gehandelt werden. Dies ist sicherlich so ein Whisky, für den man die Zeitmaschine erfinden sollte.
Gesamtbewertung (0 – 10): 8,5
Ein voluminöser und kräftiger, rauchiger Vertreter von BenRiach. Dieser Whisky ist tadellos gelungen. Der Rauch und die Portweinfass-Reifung ergänzen sich wunderbar, ohne dass das Finish irgendwie künstlich aufgesetzt wirken würde, so wie das aktuell leider bei vielen Whiskys der Fall ist. Hier war noch der Fassreifungskünstler Billy Walker selbst an Bord. Wer noch eine Flasche ergattern kann, sollte zuschlagen!
Joachim
Ich kann dir nur zustimmen. Eine meiner Lieblingsflaschen die ich hüten werde wie ein Augapfel 👍
Hat mich damals vor Jahren so begeistert und der Preis damals wäre heute so gerechtfertigt wie kaum anderes