Der Bau der Gebäude der Aberfeldy-Destille wurde 1896 auf dem Gelände der ehemaligen Pitilie Destillerie begonnen, so dass 1898 der erste Brennvorgang stattfinden konnte. Errichtet wurde sie von den Brüdern John und Tommy Dewar keine 2km entfernt vom Geburtsort ihres Vaters am Ufer des Tays. Wie bei fast allen schottischen Destillen kam es im Laufe der Geschichte zu zwischenzeitigen Schließungen und Besitzerwechseln. Letztlich landete die Destille bei Barcardi.
Noch heute produziert Aberfeldy überwiegend für die Blend-Industrie und die gängigen Standardabfüllungen der Single Malts sind noch nicht so lange im Handel. Der Aberfeldy stellt den Hauptbestandteil und das Herz des Dewar’s Blended Whisky dar. Auch durch die lange Fermentation und eine langsame Destillation soll sich der milde, geschmeidige und runde Brennereicharakter des Aberfeldys ergeben, der um eine leichte Süße, eine Würzigkeit und feine Eichennoten ergänzt wird. Ich bin gespannt, was ich finde und ob die Ex-Bourbon-Fässer aus amerikanischer Eiche und die Sherry-Butts aus europäischer Eiche eine komplexe Aromenvielfalt in Nase und Mund zaubern.
Distille: Aberfeldy
Abfüller: Aberfeldy
Typ: Single Malt
Land / Region: Schottland/Highlands
Alter: 21 Jahre
Fasstypen: First Fill Casks, Refill Hogsheads und Sherry Butts
Flaschenanzahl: keine Limitierung, aber die Flaschen sind einzeln nummeriert
Alkoholgehalt: 40%
Kühlfiltrierung: ja
Färbung: ja
Preis: 110 Euro
Whiskybase ID: 62320
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 7,5
Das Destillat verströmt zunächst verschiedene süße Aromen, gepaart mit fruchtigen Anklängen, floralen Noten und untermalt von einer frischen, leicht sauren Erscheinung. Im Vordergrund steht eine Honigsüße und das blumige Bouquet, wobei eine seifige Frische sehr deutlich ist, die aber über die Zeit nachlässt – Gott sei dank, denn ich empfinde sie als störend in dieser Ausprägung. Dafür kommen nach und nach würzige Eichenaromen durch und Orange tritt klarer in Erscheinung. Komplex, gut, aber nicht umwerfend, die 7,5.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 8
Ein erstaunlich guter und direkter Antritt für die 40 % Alkoholgehalt. Eine schöne Kombination aus Honigsüße mit etwas Vanille und würzigen Eichenaromen. Ein toller Körper und eine wunderbare Viskosität. Die floralen Noten bleiben, ebenso wie die frische Fruchtigkeit, die aber durch die verstärkten würzigen Holzaromen weniger klar herauskommt und auch einen Hauch von Trockenheit bekommt. Leider persistiert die störende seifige Note auch im Geschmack, der letztendlich das bringt, was die Nase hat vermuten lassen. Lediglich die Fasstöne kommen deutlich besser als im Geruch raus. Ausbalanciert, rund, mild und doch komplex, mir die 8 wert.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 8
Der Abgang passt ideal zu Nase und Mund. Sämtliche Aromen und Geschmacksstoffe finden sich wieder, wobei eine minimale Bitterkeit den mittellangen Abgang begleitet. Auch zarte Anklänge von Schokolade und Kaffee sind sehr dezent wahrnehmbar. Ich bin beeindruckt davon, wie gut 40% Alkoholgehalt doch von unten heraus wärmen können. Der sehr späte Nachklang bringt sogar etwas Rauch und leicht maritime Noten mit. Gut, extrem komplex, die 8.
Preisleistung (0 – 10): 6
Mir ist der Whisky doch deutlich zu teuer, eine zweite Flasche wird nicht den Weg zu mir finden. Für angemessen hielte ich 70 bis 80 Euro.
Gesamtbewertung (0 – 10): 7,5
Fazit:
Ein gelungener Malt, bei dem Nase, Mund und Abgang sehr gut zueinander passen und der sich steigert. Man muss sich Zeit für ihn lassen und ihn am besten in Ruhe genießen. In einem Tasting kann er leicht untergehen, da er viel Aufmerksamkeit braucht. Ist man bereit ihm diese zu gewähren, sowie den zu hohen Preis zu zahlen, dann steht einem komplexen Genuss nichts mehr im Wege. Die knapp 85,5 Punkte in der Whiskybase halte ich für angemessen.